1 | Einleitung – Warum AHA-Peelings heute unverzichtbar sind
Chemische Peelings – insbesondere AHA-Peelings auf Basis von Alpha-Hydroxy-Säuren (AHA) – zählen heute zu den am häufigsten eingesetzten Verfahren im professionellen Hautmanagement. Ihre Beliebtheit ist kein Trend, sondern das Resultat jahrzehntelanger Forschung, klinischer Wirksamkeit und einer stetig steigenden Nachfrage nach effektiven, aber zugleich schonenden Behandlungen mit minimaler Ausfallzeit.
1.1 Die Bedeutung minimal-invasiver Verfahren im Institut & in der Heilpraxis
In der modernen Kosmetikinstitution wie auch in der naturheilkundlich orientierten Praxis liegt der Fokus zunehmend auf evidenzbasierten, risikoarmen Methoden, die nachhaltig auf die Hautgesundheit einwirken – ohne operative Eingriffe, aber mit sichtbarem Soforteffekt und langfristigem Mehrwert. AHA-Peelings erfüllen genau diese Anforderungen:
Sie verbessern nicht nur das Hautbild bei Akne, Pigmentstörungen und Alterungsprozessen, sondern eignen sich auch ideal zur Prävention, Hauterneuerung und als ergänzender Baustein in multimodalen Therapiekonzepten.
Dabei lassen sich AHA-Peelings flexibel an Hautzustand, Jahreszeit und Behandlungsziele anpassen – ein entscheidender Vorteil für alle, die individuelle Hautpflege auf höchstem Niveau anbieten.
1.2 Wachstumszahlen des chemischen Peeling-Marktes
Laut aktuellen Marktforschungsdaten wird der globale Markt für chemische Peelings bis 2030 voraussichtlich jährlich um mehr als 7 % wachsen. Besonders stark ist der Anstieg im professionellen Segment, wo Behandlerinnen und Behandler auf innovative, aber regulativ konforme Formulierungen setzen.
Ein Treiber dieser Entwicklung ist die Kombination aus medizinisch-kosmetischem Anspruch und wachsendem Verbraucherbewusstsein für Hautgesundheit, Anti-Aging und minimal-invasive Prävention.
AHA-Peelings stehen dabei an der Spitze dieser Bewegung – als gut erforschte, dermatologisch bewährte Methode, die sowohl wissenschaftlich fundiert als auch wirtschaftlich attraktiv ist.
2 | Grundlagen der Alpha-Hydroxy-Säuren (AHA)
Alpha-Hydroxy-Säuren bilden die wissenschaftliche und funktionelle Basis jedes AHA-Peelings. Sie sind eine Klasse wasserlöslicher, organischer Carbonsäuren, die natürlicherweise in Früchten, Milchprodukten oder Zuckerrohr vorkommen – daher auch die gängige Bezeichnung „Fruchtsäuren“. In der professionellen Anwendung handelt es sich meist um biotechnologisch gewonnene, hochreine Varianten mit definierter Konzentration und Wirkspezifikationen.
2.1 Definition & chemische Struktur von AHAs
Alpha-Hydroxy-Säuren sind charakterisiert durch eine Hydroxygruppe (-OH) am Alpha-Kohlenstoffatom – also am ersten Kohlenstoffatom neben der Carboxylgruppe (-COOH). Diese strukturelle Eigenschaft bedingt ihre besondere Reaktivität mit den epidermalen Korneozyten und erklärt den keratolytischen Effekt.
Bekannte Vertreter sind:
- Glykolsäure (aus Zuckerrohr)
- Milchsäure (aus fermentierten Milchprodukten)
- Mandelsäure (aus Bittermandeln)
- Zitronensäure (aus Zitrusfrüchten)
- Apfelsäure (aus Äpfeln und Wein)
Je nach Molekülgröße, Lipophilie und pKa-Wert variieren sie in ihrer Penetrationstiefe und Verträglichkeit.
2.2 Typische Fruchtsäuren im Überblick
Glykolsäure (Glycolic Acid)
- Kleinste AHA, sehr effektiv
- Hohe Penetration → tiefer Wirkort
- Ideal bei Hyperpigmentierung, grober Hautstruktur, Falten
Milchsäure (Lactic Acid)
- Milder, hydratisierend
- Besonders gut verträglich
- Empfohlen bei sensibler Haut, Neigung zu Trockenheit
Mandelsäure (Mandelic Acid)
- Größere Molekülstruktur → langsame Penetration
- Antibakteriell & seboregulierend
- Optimal bei Akne, Couperose und Ethnien mit hohem Melaninindex
Zitronen- und Apfelsäure
- Wirken exfolierend & antioxidativ
- Oft als unterstützende Komponenten in komplexen Peeling-Formeln
2.3 Molekülgröße und Penetrationstiefe
Ein zentrales Kriterium für die Auswahl einer AHA ist die Molekülgröße. Kleinere Moleküle wie Glykolsäure dringen tiefer ein und sind dadurch potenter, können aber auch mehr Irritation verursachen. Größere Moleküle wie Mandelsäure wirken langsamer, sind dafür aber risikoärmer – ein wichtiges Kriterium bei sensibler oder reaktiver Haut.
2.4 Bedeutung von pH-Wert und Pufferung
Die Effektivität eines AHA-Peelings hängt nicht allein von der nominellen Konzentration ab, sondern maßgeblich vom pH-Wert. Ein niedriger pH-Wert (zwischen 3,0 und 4,0) erhöht die Bioverfügbarkeit der freien Säure und somit die keratolytische Wirkung. Gepufferte Peelings mit stabilisierten pH-Werten wirken kontrollierter und sind für Einsteiger- oder Kurkonzepte sinnvoll.
Beispiel:
- 10 % Glykolsäure bei pH 2,5 = sehr intensiv
- 20 % Glykolsäure bei pH 4,0 = deutlich sanfter
3 | Wirkmechanismus von AHA-Peelings auf Zell- und Gewebeebene
Um die Effektivität eines AHA-Fruchtsäurepeelings richtig einschätzen und gezielt anwenden zu können, ist ein fundiertes Verständnis der biologischen Wirkmechanismen entscheidend. Alpha-Hydroxy-Säuren beeinflussen verschiedene Prozesse in der Epidermis und – bei wiederholter Anwendung – auch in der Dermis. Die Wirkung ist nicht rein oberflächlich, sondern zielt auf eine strukturelle und funktionelle Verbesserung der Haut ab.
3.1 Disruption corneo-desmosomaler Bindungen (Keratolyse)
AHAs schwächen die Verbindungen zwischen den abgestorbenen Hornzellen (Korneozyten) in der äußersten Hautschicht (Stratum corneum). Diese Verbindungen – sogenannte Corneodesmosomen – werden enzymatisch gelöst, was eine gleichmäßige, kontrollierte Abschuppung (Desquamation) bewirkt.
Die Haut wird glatter, Unreinheiten und Hyperkeratosen werden reduziert, Wirkstoffe können tiefer eindringen.
Zielwirkung:
- Glättung der Hautoberfläche
- Entfernung abgestorbener Zellen
- Reduktion von Komedonen und Unreinheiten
3.2 Stimulation der epidermalen Zellproliferation
AHA-Peelings fördern die Teilung der Basalzellen im Stratum basale. Die Epidermis wird schneller erneuert, was zu einer Verdichtung und Vitalisierung des Hautbilds führt. Insbesondere bei lichtgeschädigter oder atrophischer Haut kann dies zu einer signifikanten strukturellen Verbesserung beitragen.
Klinischer Effekt:
- Verfeinerung der Poren
- Gleichmäßigerer Hautton
- Stärkung der epidermalen Integrität
3.3 Induktion von Kollagen, Elastin & Glykosaminoglykanen (GAG)
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass regelmäßig angewendete AHA-Peelings in der Lage sind, fibroblastische Aktivitäten in der Dermis zu stimulieren. Es kommt zur gesteigerten Produktion von:
- Typ-I- und Typ-III-Kollagen
- Elastinfasern
- Hyaluronsäure & GAGs, die die Hautfeuchtigkeit und -elastizität verbessern
Dieser Effekt ist besonders relevant im Anti-Aging-Bereich, bei atrophischen Narben und lichtbedingtem Elastizitätsverlust.
Langfristige Wirkung:
- Hautverdichtung (Skin Thickening)
- Reduktion feiner Linien
- Verbesserung der dermalen Elastizität
3.4 Hydratation & Barrierereparatur
Insbesondere Milchsäure wirkt zusätzlich humektant, das heißt feuchtigkeitsbindend. Sie verbessert den natürlichen Wassergehalt der Haut und fördert die Produktion von Ceramiden, die zur Regeneration der Hautbarriere beitragen.
Bei korrekt dosierter Anwendung und adäquater Pflege nach dem Peeling verbessert sich somit nicht nur die Hauttextur, sondern auch ihre physiologische Funktion.
Zusätzlicher Benefit:
- Vorbeugung transepidermalen Wasserverlusts (TEWL)
- Beruhigung von trockener, schuppiger Haut
3.5 Photoprotektive & antioxidative Effekte
Neuere Studien deuten darauf hin, dass AHAs – insbesondere Glykolsäure – bei wiederholter Anwendung antioxidative Enzymsysteme aktivieren können, was die Haut indirekt vor freien Radikalen und UV-induzierten Schäden schützt.
Zudem verbessert eine intakte, gut hydratisierte Hornschicht die Lichtreflexion – die Haut wirkt strahlender, frischer und ebenmäßiger.
Fazit dieses Kapitels:
Ein AHA-Peeling wirkt weit mehr als nur „schälend“. Es ist ein biologisch aktives Verfahren zur Hautregeneration mit Effekten auf Zellebene – von der Abschuppung über die Stimulation regenerativer Prozesse bis zur Anti-Aging-Unterstützung in der Tiefe.
4 | Indikationen & Evidenzlage – Für welche Hautbilder sind AHA-Peelings geeignet?
AHA-Peelings zählen zu den am besten untersuchten chemischen Peeling-Methoden überhaupt. Ihre klinische Wirksamkeit ist durch zahlreiche kontrollierte Studien und jahrzehntelange Praxiserfahrung gut belegt. Die Indikationsbreite reicht von ästhetisch-kosmetischen Anliegen wie Hautverfeinerung bis hin zur unterstützenden Behandlung dermatologischer Störungen.
Professionelle AHA-Anwendungen bieten damit ein vielseitiges Instrumentarium zur gezielten Optimierung des Hautbilds – vorausgesetzt, die Auswahl der Fruchtsäure, Konzentration und Applikationsweise erfolgt indikationsgerecht.
4.1 Akne vulgaris & follikuläre Hyperkeratosen
AHAs wirken komedolytisch, also talgkanalöffnend, und fördern die Abschilferung von Hornzellen in den Ausführungsgängen der Talgdrüsen. Das verhindert die Entstehung von Mikrokomedonen – eine der Ursachen für entzündliche Akneprozesse.
Insbesondere Glykolsäure und Mandelsäure haben sich bei akneiformen Hautzuständen bewährt.
Beobachtete Effekte:
- Reduktion von nicht-inflammatorischen Läsionen (Komedonen)
- Verbesserung der Talgregulation
- Unterstützung bei der Abheilung postinflammatorischer Läsionen
4.2 Photoaging: feine Linien, Elastizitätsverlust & Falten
Durch UV-Strahlung geschädigte Haut zeigt oft eine Verdünnung der Epidermis, elastotische Degeneration der Dermis und eine gestörte Barrierefunktion. AHA-Peelings stimulieren die Hauterneuerung und regen fibroblastische Prozesse an, wodurch sich feine Falten glätten und die Hautstruktur verdichtet.
Evidenzbasierte Ergebnisse:
- Verbesserung der Hautelastizität
- Sichtbare Glättung feiner Linien (v. a. perioral und periokulär)
- Erhöhung der epidermalen Dicke (in Biopsiestudien nachweisbar)
4.3 Melasma & postinflammatorische Hyperpigmentierung (PIH)
Durch die regulierende Wirkung auf die Melanozytenaktivität sowie den beschleunigten Zellumsatz eignen sich AHAs hervorragend zur Behandlung von oberflächlichen Pigmentstörungen. Glykolsäure in 30–50 % Konzentration (professionell eingesetzt) ist besonders effektiv.
Kombinationen sinnvoll mit:
- Kojisäure, Azelainsäure, Niacinamid
- Tranexamsäure (topisch oder mikroinvasiv)
- Microneedling oder IPL (in abgestimmtem Protokoll)
Wichtig: Bei höherem Fitzpatrick-Hauttyp (IV–VI) strikte Photoprotektion & aufhellende Pflege post-peel!
4.4 Atrophische Aknenarben & unregelmäßige Hautstruktur
AHA-Peelings verbessern nicht nur die oberflächliche Textur, sondern induzieren auch kollagenbildende Prozesse in der Tiefe, was bei atrophischen Narben (Boxcar, Rolling Scars) zu einer allmählichen Anhebung und Glättung führen kann.
Best Practice:
- Kuren mit 30–50 % Glykolsäure, 1–2×/Monat
- Kombination mit Microneedling oder TCA-Cross je nach Narbentyp
- Ergänzende Heimpflege mit Retinoiden oder AHA-Nachtpflege
4.5 Weitere Indikationen (Spezialfälle) für AHA-Peelings
AHA-Peelings finden auch Anwendung bei:
- Keratosis pilaris: Auflösung der follikulären Verhornung
- Ichthyosen & Hyperkeratosen: Barriereförderung durch sanfte Exfoliation
- Raucherhaut: Verbesserung der Mikrozirkulation & Hautfarbe
- Seborrhoische Hautbilder: Normalisierung der epidermalen Differenzierung
Zusammenfassung:
Die Indikationsbandbreite von AHA-Peelings ist enorm – sie reichen von der Behandlung jugendlicher Akne bis hin zur anspruchsvollen Hautverjüngung in der reiferen Haut. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der individuellen Anpassung des Protokolls an Hautbild, Indikation und Reaktionsverhalten.
5 | Klassifikation professioneller AHA-Peelings
Nicht jedes AHA-Peeling ist gleich – weder in Bezug auf Tiefe, Zusammensetzung noch auf Applikationsweise. Für Sie als professionelle Anwenderin oder Anwender ist es entscheidend, die verschiedenen Peelingarten korrekt zu unterscheiden und gezielt einzusetzen. Die Klassifikation hilft dabei, Wirkstärke, Behandlungsziele und mögliche Nebenwirkungen realistisch einzuschätzen.
5.1 Superficial vs. Medium-Depth Peelings
Die Peelingtiefe ist eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale. Sie entscheidet über die Indikation, die erzielbare Wirkung – und das Risiko von Nebenwirkungen oder Downtime.
Superficial AHA-Peelings (oberflächlich)
- Eindringtiefe: Stratum corneum bis Stratum granulosum
- Indikationen: Hautauffrischung, milde Akne, initiale Kurbehandlungen
- Vorteile: keine oder minimale Downtime, geringe Risiken
- Beispiele: 10–30 % Glykolsäure, 10 % Mandelsäure
Medium-Depth AHA-Peelings (mitteltief)
- Eindringtiefe: bis zur basalen Epidermis oder papillären Dermis
- Indikationen: Pigmentstörungen, Narben, Photoaging
- Typisch: 35–50 % Glykolsäure, kombiniert mit Pufferkontrolle oder Okklusion
- Hinweis: Klinisches Endpunktmonitoring notwendig, z. B. Erythem, Frosting
In der Praxis wird oft mit einer stufenweisen Annäherung gearbeitet – beginnend mit oberflächlichen Peelings und sukzessiver Steigerung der Konzentration und Einwirkzeit.
5.2 Leave-On-, Rinse-Off- und „No-Mix“-Systeme
Die galenische Form eines Peelings beeinflusst Handling, Sicherheit und Applikation.
Rinse-Off-Peelings
- Nach definierter Einwirkzeit neutralisiert oder abgewaschen
- Bessere Kontrolle der Reaktion
- Besonders bei empfindlicher Haut oder hoher Konzentration empfehlenswert
Leave-On-Peelings
- Verbleiben auf der Haut, meist mit pH-Pufferung
- Mildere Wirkung, geeignet für Einstieg oder Heimanwendung unter Kontrolle
No-Mix-Systeme / gebrauchsfertige Kits
- Vorgemischte Pads, Masken oder Lösungen
- Hohe Anwendersicherheit, besonders in medizinisch orientierten Settings
- Standardisierte Einzeldosen minimieren Fehlerquellen
5.3 Mono-Säure vs. Säure-Blends (AHA/BHA/PHA)
Mono-Peelings
- Enthalten eine einzelne Fruchtsäure (z. B. 30 % Glykolsäure)
- Klar definierte Wirkung, ideal für gezielte Protokolle
- Reproduzierbar und leicht kontrollierbar
Multi-Acid-Blends
- Kombination aus AHA, BHA (z. B. Salicylsäure) oder PHA (z. B. Gluconolacton)
- Synergistische Effekte (z. B. Porenreinigung + Exfoliation + Antioxidation)
- Oft besser verträglich durch modulierten pH und abgestufte Wirkung
- Ideal bei Mischhaut oder bei mehreren Zielstrukturen gleichzeitig
Beispiel:
Ein Peeling mit 20 % Mandelsäure + 2 % Salicylsäure kombiniert keratolytische, antibakterielle und talgreduzierende Eigenschaften.
5.4 Single-Step- und Multi-Step-Verfahren
Single-Step-Peelings
- Einfache, schnelle Anwendung in einem Applikationsschritt
- Ideal für Routinebehandlungen oder Einsteigerkonzepte
- Kürzere Behandlungszeit, geringere Fehleranfälligkeit
Multi-Step-Systeme
- Mehrstufige Applikation: z. B. Vorpeeling (Degreaser) + Hauptsäure + Neutralisation + Post-Treatment
- Ermöglichen höhere Konzentrationen und komplexere Indikationen
- Voraussetzung: fundierte Fachkenntnis und präzise Einhaltung des Protokolls
Kombinierte Systeme (z. B. Microneedling + AHA) werden in Kapitel 8 behandelt.
Fazit dieses Kapitels:
Die Wahl des richtigen AHA-Peelings ist keine Frage von „mild oder stark“, sondern hängt von zahlreichen Faktoren ab: Hauttyp, Ziel, Indikation, Vorbehandlungen und Ihrer fachlichen Erfahrung. Nur durch fundierte Klassifikation und standardisierte Anwendung kann ein sicherer, wirksamer und wirtschaftlich sinnvoller Einsatz gewährleistet werden.
6 | Screening & Hautvorbereitung – Grundlage jeder sicheren AHA-Behandlung
Ein professionell durchgeführtes AHA-Peeling beginnt nicht mit der Applikation der Fruchtsäure, sondern mit einer sorgfältigen Hautanalyse und ausführlichen Aufklärung. Nur wenn individuelle Hautparameter, Risikofaktoren und externe Einflüsse korrekt eingeschätzt werden, kann ein sicheres und effektives Behandlungsprotokoll erstellt werden.
6.1 Anamnese, Hauttypisierung & Kontraindikationen
Anamnese (Gespräch & Dokumentation):
Vor jeder Peelingbehandlung ist eine strukturierte Erhebung von Gesundheitsdaten notwendig. Dabei sollten insbesondere folgende Punkte erfragt und dokumentiert werden:
- Medikamenteneinnahme: z. B. Isotretinoin, Kortikosteroide, Blutverdünner
- Dermatologische Erkrankungen: Rosazea, Neurodermitis, Ekzeme, Psoriasis
- Allergien und Hautreaktionen: insbesondere auf Säuren, Konservierungsmittel, Parfüm
- Operationen / ästhetische Behandlungen: Laser, Needling, Botox, Filler (Zeitpunkt & Areal)
- Schwangerschaft / Stillzeit: keine Peelings empfohlen
Fitzpatrick-Skin-Typing:
Die Hauttypisierung nach Fitzpatrick (I–VI) ist essenziell zur Einschätzung des Pigmentierungsrisikos nach dem Peeling. Besonders bei Typen IV–VI muss auf ein erhöhtes Risiko für postinflammatorische Hyperpigmentierung (PIH) geachtet werden.
Absolute Kontraindikationen:
- Aktive Infektionen im Behandlungsareal (z. B. Herpes simplex, bakterielle Entzündungen)
- Frisch durchgeführte invasive Eingriffe (<2 Wochen)
- Aktive Rosazea oder entzündliche Dermatosen
- Offene Wunden, Sonnenbrand, stärkere Ekzeme
- Überempfindlichkeitsreaktionen auf AHA-Inhaltsstoffe
6.2 Priming-Phase: Die strukturierte Hautvorbereitung
Ein professionelles AHA-Peeling ist keine Sofortmaßnahme, sondern Teil eines kontrollierten Behandlungsplans. Eine sogenannte Priming-Phase von 1–2 Wochen dient der Anpassung der Haut an den niedrigen pH-Wert und verbessert die Penetration und Gleichmäßigkeit des Peelings.
Empfohlene Maßnahmen in der Priming-Phase:
- Heimpflege mit niedrig dosierter AHA (z. B. 5 % Milchsäure oder 8 % Glykolsäure)
- Verzicht auf Retinoide, mechanisches Peeling oder aggressive Reinigungsprodukte
- Sonnenschutz SPF 50+ konsequent verwenden
- Keine Enthaarung (Wachs, Rasur, Laser) im Peelingareal 5–7 Tage vor der Behandlung
- Optimierung der Hautbarriere durch Lipidpflege oder barrierestärkende Produkte
Ziel der Priming-Phase:
- Reduktion des Irritationspotenzials
- Gleichmäßige Aufnahme der Peelinglösung
- Sicherer Endpunkt bei der Anwendung
6.3 Patch-Test & Dokumentation
Ein Patch-Test mit dem zu verwendenden Produkt oder einem gleichwertigen Testpräparat ist bei Erstkunden obligatorisch. Dabei wird eine kleine Menge des Peelings auf einen unauffälligen Bereich (z. B. hinter dem Ohr oder am Kieferwinkel) aufgetragen und für 24 Stunden beobachtet.
Zu dokumentieren sind:
- Applikationszeit & Konzentration
- Reaktionen innerhalb von 24–48 Stunden (Erythem, Juckreiz, Bläschenbildung)
- Unterschrift des Kunden/Patienten zur Kenntnisnahme
Hinweis: Auch wenn ein Patch-Test negativ ausfällt, ersetzt er nicht die klinische Beobachtung beim Peeling selbst. Jede Haut kann situativ unterschiedlich reagieren.
Zusammenfassung:
Eine erfolgreiche AHA-Peelingbehandlung beginnt lange vor dem eigentlichen Peeling. Mit einer fundierten Anamnese, individuellen Hauttypanalyse und systematischen Vorbereitung lassen sich Risiken erheblich reduzieren – und die Wirksamkeit signifikant steigern.
7 | Behandlungsprotokoll Schritt für Schritt – So führen Sie ein professionelles AHA-Peeling sicher durch
Ein strukturiertes Vorgehen ist der Schlüssel zu einer wirksamen und gleichzeitig hautschonenden AHA-Behandlung. Im folgenden Abschnitt zeigen wir Ihnen ein standardisiertes Protokoll für die Anwendung eines professionellen AHA-Peelings. Es eignet sich als Grundlage für Behandlungen mit Glykolsäure, Milchsäure oder Mandelsäure – individuell anpassbar nach Hauttyp und Zielsetzung.
7.1 Reinigung & Entfettung (Pre-Peel-Prep)
Ziel: Entfernung von Make-up, Sebum, Schmutzpartikeln und Okklusionen, um eine gleichmäßige Penetration der Säure zu gewährleisten.
Vorgehen:
- Gründliche Reinigung mit einem milden, nicht rückfettenden Cleanser z.B. Reinigungsmilch oder Gesichtsreinigungscreme
- Falls erforderlich: zweite Reinigung mit Mizellenwasser
- Anschließend vollständiges Entfetten der Haut mit einem „Degreaser“ (z. B. alkoholischer Tonic, Aceton oder professioneller Pre-Peel-Lösung)
7.2 Schutz sensibler Areale
Ziel: Vermeidung von Reizungen in empfindlichen Zonen.
Empfohlene Schutzmaßnahmen:
- Lippen, Nasenflügel, Augenwinkel, Nasolabialfalte und ggf. Augenbrauen mit Vaseline oder Schutzcreme abdecken
- Augen bei Bedarf mit Wattepads bedecken
- Handschuhe tragen, um Hautkontakt zu vermeiden
7.3 Applikationstechnik: Präzision & Kontrolle
Ziel: Gleichmäßige, kontrollierte Verteilung des Peelings auf die gewünschten Hautareale.
Applikationsmethoden:
- Pinsel (synthetisch, flach oder Fächerform): Standardmethode bei flüssigen Peelings
- Gaze oder Pad: Geeignet bei großflächiger Applikation
- Spot-Treatment mit Wattestäbchen: Bei gezielter Behandlung einzelner Läsionen
Reihenfolge der Applikation:
- Stirn
- Wangen
- Nase
- Kinn
- Hals/Dekolleté (nur bei geeigneter Formulierung)
Hinweis: Immer zügig, aber präzise arbeiten. Die Einwirkzeit beginnt mit dem ersten Hautkontakt!
7.4 Einwirkzeit, klinische Endpunkte & Neutralisation
Einwirkzeit:
- Je nach Produkt und Konzentration zwischen 1 und 8 Minuten
- Bei Erstbehandlung oder empfindlicher Haut: kürzere Einwirkzeit bevorzugen
Beobachtbare Endpunkte („End Points“):
- Leichtes Erythem: erwünscht und normal
- Prickeln oder leichtes Brennen: tolerierbar
- Frosting oder Bläschenbildung: nicht erwünscht bei AHA! → sofort neutralisieren
Neutralisation:
- Verwendung eines speziellen Neutralisators (alkalisch gepuffert) oder
- Abspülen mit kühlem Wasser für mindestens 2–3 Minuten
- pH-Wert der Haut kann bei Bedarf mit einem pH-Streifen kontrolliert werden
7.5 Post-Peel-Pflege: Soforthilfe & Barriereschutz
Direkt nach dem Peeling sollte aufgetragen werden:
- Beruhigende Gesichtsmaske oder Serum mit Panthenol, Allantoin, Aloe Vera oder Madecassoside wie z.B. die sterile Regenerationsmaske von Utsukusy
- Barriereverstärkende Creme mit Ceramiden, Squalan oder Phytosterolen
- Lichtschutz SPF 50+ – auch bei bewölktem Himmel oder nachmittags
Verhaltenshinweise für die nächsten 48 Stunden:
- Kein Sport, keine Sauna, kein Schwimmbad
- Keine Peelingprodukte oder Retinoide
- Keine direkte Sonnenexposition
- Keine dekorative Kosmetik in den ersten 12 Stunden
Zusammenfassung:
Ein professionelles AHA-Peeling verlangt exakte Durchführung, Beobachtung und Nachsorge. Wenn Sie alle Schritte konsequent befolgen, können Sie die gewünschten Effekte – von Hauterneuerung bis Pigmentkorrektur – zuverlässig und sicher erzielen.
8 | Kombinationstherapien – Wie AHA-Peelings mit anderen Methoden optimal synergieren
Die isolierte Anwendung eines AHA-Peelings bietet bereits überzeugende Resultate – doch in der Kombination mit anderen ästhetisch-medizinischen Verfahren lässt sich der Behandlungserfolg signifikant steigern. Dabei gilt: Nicht jede Kombination ist sinnvoll oder zeitgleich durchführbar. Entscheidend sind fachliches Know-how, präzises Timing und ein aufeinander abgestimmtes Protokoll.
Im Folgenden stellen wir Ihnen die wirkungsvollsten Kombinationsmöglichkeiten vor, mit denen Sie Ihre AHA-Behandlungen auf das nächste Level heben können.
8.1 AHA + Microneedling
Diese Kombination zählt zu den leistungsstärksten regenerativen Ansätzen in der nicht-invasiven Hauttherapie. Der keratolytische Effekt des AHA-Peelings verbessert die Wirkstoffaufnahme und entfernt oberflächliche Hyperkeratosen, während das Microneedling tiefere Wachstumsprozesse aktiviert.
Optimales Vorgehen:
- Sequenz: Erst AHA (z. B. Milchsäure, 4–8 Min), dann neutralisieren, anschließend Microneedling
- Indikationen: Atrophische Narben, großporige Haut, Photoaging
- Vorteile: Glättung der Oberfläche + dermale Stimulation in einer Sitzung
- Vorsicht: Nicht mit hochkonzentrierter Glykolsäure (>30 %) kombinieren → erhöhtes Irritationsrisiko
Tipp: Achten Sie auf eine angepasste Needlingtiefe bei vorgeschädigter oder dünner Haut nach AHA.
8.2 AHA + LED, IPL & Laser
AHA + LED-Therapie
- Besonders geeignet zur Beruhigung nach dem Peeling (z. B. LED-Blau bei Akne oder LED-Rot zur Entzündungshemmung)
- Geringes Risiko, sehr gut verträglich
- Direkt nach dem Peeling oder 24 h später einsetzbar
AHA + IPL (Intense Pulsed Light)
- Kombination bei Pigmentstörungen, Couperose oder aktinischen Schäden möglich
- Zeitversetzt anwenden: AHA mind. 5–7 Tage vor IPL oder 7–10 Tage nach IPL
- AHA bereitet die Haut ideal auf Lichtbehandlungen vor → gleichmäßigere Lichtverteilung
AHA + fraktionierter Laser (z. B. CO₂, Er:YAG)
- Nur mit großem zeitlichen Abstand (>4 Wochen) kombinieren
- Gefahr: kumulative Barriereschädigung, Hyperpigmentierung
Hinweis: Immer auf ausreichende Melaninberuhigung achten – Pigmentierungen vermeiden Sie nur mit exakter Planung und konsequenter Lichtschutzpflicht.
8.3 AHA + Retinoide oder Vitamin C
Retinoide (z. B. Retinaldehyd, Tretinoin):
- Verstärken die epidermale Erneuerung
- Können in der Priming-Phase eingesetzt werden (1–2x/Woche)
- Nicht am Tag des Peelings verwenden → erhöhtes Irritationspotenzial
Vitamin C (Ascorbinsäure oder Derivate):
- In der Nachbehandlung (ab Tag 2) als Antioxidans und Pigmentregulator
- In Kombination mit AHA → hellere, strahlendere Haut
- Gute Synergie in Anti-Aging-Kuren
Wichtig: Auf pH-Verträglichkeit der Produkte achten – Vitamin C sollte nach dem Peeling in formulierungstechnisch stabiler Form (z. B. Ethylascorbinsäure) eingesetzt werden.
8.4 Mehrstufige Kurkonzepte
Um Hautbild und -funktion dauerhaft zu verbessern, empfiehlt sich die strukturierte Planung einer mehrwöchigen Peelingkur.
Zielsetzung:
- Langfristige Umbauprozesse aktivieren
- Toleranzentwicklung vermeiden
- Behandlungserfolg stabilisieren
Zusammenfassung:
AHA-Peelings lassen sich durch fachkundige Kombination mit anderen Methoden gezielt verstärken. Die wichtigste Voraussetzung ist jedoch ein gutes Timing, die richtige Produktwahl und eine hauttypgerechte Anpassung der Gesamtdosis. Wer AHA nur als „Einzelmaßnahme“ betrachtet, verschenkt viel Potenzial.
9 | Sicherheit, Nebenwirkungen & Notfallmanagement – So vermeiden und handeln Sie bei Reaktionen auf AHA-Peelings
So wirkungsvoll AHA-Peelings auch sind – sie greifen aktiv in die Hautbarriere, die Zellkommunikation und den epidermalen Umbau ein. Damit einher geht immer ein potenzielles Reiz- oder Reaktionsrisiko. Für professionelle Anwender steht daher die Patientensicherheit an oberster Stelle. Ein korrekt durchgeführtes AHA-Peeling zeichnet sich nicht nur durch sichtbare Ergebnisse aus, sondern auch durch die Abwesenheit unerwünschter Nebenwirkungen.
9.1 Häufige Reaktionen – Was ist normal?
Physiologische Reaktionen während und nach einem AHA-Peeling sind bis zu einem gewissen Grad nicht nur normal, sondern ein Zeichen der Hautaktivität. Diese Symptome sind transient (vorübergehend) und in der Regel harmlos:
- Erythem (Rötung): Leicht bis mäßig, meist innerhalb von 1–2 Stunden rückläufig
- Prickeln / leichtes Brennen: Besonders in der Applikationsphase, klingt nach Neutralisation ab
- Leichte Schuppung oder Trockenheit: 1–3 Tage nach dem Peeling möglich
- Zunahme von Mitessern oder kleinen Unreinheiten: Zeichen verstärkter Zellabschilferung („Skin Purging“)
Wichtig: Diese Reaktionen dürfen nicht mit Komplikationen verwechselt werden.
9.2 Seltene Nebenwirkungen – Wenn es nicht nach Plan läuft
Bei unsachgemäßer Durchführung, fehlerhafter Produktauswahl oder Nichtbeachtung von Kontraindikationen können komplikative Hautveränderungen auftreten:
a) Postinflammatorische Hyperpigmentierung (PIH)
- Besonders bei dunkleren Hauttypen (Fitzpatrick IV–VI)
- Entsteht durch übermäßige Entzündungsreaktion oder UV-Exposition post-peel
- Prävention: strikter UV-Schutz, adäquate Nachpflege, milder Behandlungsaufbau
- Therapie: topische Aufheller (z. B. Niacinamid, Azelainsäure), Tranexamsäure, Microneedling-Kuren
b) Irritative Dermatitis oder Kontaktekzem
- Durch Überdosierung, zu lange Einwirkzeit oder fehlende Neutralisation
- Symptome: Juckreiz, nässende Läsionen, Krustenbildung
- Behandlung: Antientzündliche Pflege (z. B. Bisabolol, Panthenol), ggf. kortisonfreie Dermatokosmetika
c) Herpes-simplex-Reaktivierung
- Möglich bei latentem Herpes (z. B. Lippen, Nasenregion)
- Prophylaxe: Herpesprophylaxe mit Aciclovir (ärztlich verordnen lassen) bei Risikopatienten
- Therapie: antivirale Creme, ggf. orale Medikation durch Arzt
d) Infektion oder bakterielle Superinfektion
- Selten, aber möglich bei barriereschwacher Haut oder kontaminiertem Equipment
- Prävention: Hygienische Arbeitsweise, Einmalmaterialien, Wundschutz bei Mikroverletzungen
9.3 Notfallmanagement – So handeln Sie im Ernstfall
Jede professionelle Anwenderin sollte auf Komplikationen vorbereitet sein – auch wenn diese selten sind. Ein klar definiertes Reaktionsschema schützt Ihre Kunden und Ihre Reputation.
Akutmaßnahmen bei Überreaktion oder Brennen:
- Sofortige Neutralisation (nicht mit Wasser allein – besser mit pH-regulierender Lösung)
- Kühlen mit feuchten Kompressen (z. B. NaCl 0,9 %)
- Applikation eines Barriereschutzes, z. B. mit Panthenol, Ceramiden oder kolloidalem Hafer
- Beobachtung über 15–30 Minuten, ggf. Dokumentation mit Foto
- Abbruch der Behandlung bei starken Symptomen – keine forcierte Fortsetzung!
- Empfehlung eines dermatologischen Check-ups, falls Symptome persistieren
Dokumentation:
- Art und Verlauf der Reaktion
- Getroffene Maßnahmen
- Kundenunterschrift und Eintrag in die Behandlungsakte
9.4 Patientenaufklärung & Einverständniserklärung
Vor jeder Behandlung muss eine schriftliche Aufklärung erfolgen, die Folgendes umfasst:
- Beschreibung des Verfahrens, Risiken, Reaktionen
- Hinweise zur Vor- und Nachsorge
- Einverständnis zu Fotoaufnahmen (optional)
- Bestätigung der Kenntnisnahme & Unterschrift
Vorteil: Schützt Sie rechtlich und stärkt das Vertrauensverhältnis zum Kunden.
Zusammenfassung:
Professionelle AHA-Peelings sind bei richtiger Durchführung sehr sicher – dennoch müssen Sie als Behandlerin oder Behandler immer wachsam sein. Durch strukturierte Aufklärung, präzise Dokumentation und klare Notfallpläne lassen sich Risiken kontrollieren und behandeln. Sicherheit ist kein Zusatz, sondern der Grundpfeiler jeder professionellen Hautbehandlung.
10 | Post-Peel-Heimpflege & Compliance – Nachhaltige Ergebnisse sichern
Ein professionell durchgeführtes AHA-Peeling ist nur so wirksam wie die Phase danach – die post-peel care. In den ersten 24 bis 72 Stunden nach dem Eingriff ist die Haut besonders aufnahmefähig, aber auch empfindlich. Der Säureschutzmantel ist temporär gestört, die Hautbarriere durchlässiger, die Zellkommunikation erhöht.
Die richtige Nachpflege schützt vor unerwünschten Reaktionen, stabilisiert die erzielten Ergebnisse und fördert die Regeneration. Zugleich steigert eine durchdachte Heimpflege die Zufriedenheit Ihrer Kund:innen – und erhöht die Bindung an Ihre Praxis.
10.1 pH-ausgleichende Produkte: Den Säureschutzmantel unterstützen
Nach einem AHA-Peeling liegt der pH-Wert der Haut oft im Bereich von 3,5 bis 4,5 – niedriger als das natürliche Hautmilieu (~5,5). Produkte mit leicht saurem pH (4,5–5,5) helfen, die Mikrobiom-Balance wiederherzustellen und Irritationen vorzubeugen.
Empfehlung:
- pH-regulierende Tonics oder Sprays (z. B. mit Panthenol, Niacinamid, Zink)
- Vermeidung stark alkalischer Produkte (keine Seifen, keine basische Pflege)
10.2 Feuchtigkeitsbindende & barrierestärkende Inhaltsstoffe
Nach dem Peeling benötigt die Haut dringend Unterstützung bei der Barrierefunktion, Feuchtigkeitsbindung und Zellreparatur. Lipide, Ceramide und feuchtigkeitsspendende Wirkstoffe sollten daher zentraler Bestandteil der Pflege sein.
Empfohlene Wirkstoffe:
- Panthenol: beruhigend, regenerierend
- Ceramide: Aufbau der Lipidbarriere
- Hyaluronsäure: sofortige Hydratation
- Madecassoside: entzündungshemmend, unterstützt Wundheilung
- Squalan oder Jojobaöl: physiologische Lipide, nicht komedogen
Wichtig: Keine okklusiven Texturen (z. B. Vaseline pur), da diese Hitzestau und Unreinheiten begünstigen können.
10.3 Lichtschutz & Pigmentkontrolle
Nach einem AHA-Peeling ist die Haut besonders lichtempfindlich. Selbst gering dosierte UV-Strahlung kann zur postinflammatorischen Hyperpigmentierung (PIH) führen – insbesondere bei dunkleren Hauttypen oder bereits bestehenden Pigmentstörungen.
Pflicht für jede:n Kund:in:
- SPF 50+ mit Breitbandspektrum (UVA/UVB)
- tägliche Anwendung für mindestens 14 Tage, idealerweise 4 Wochen
Zusätzlich bei Hyperpigmentierungstendenz:
- Aufhellende Wirkstoffe wie Niacinamid, Tranexamsäure, Vitamin C, Azelainsäure
- Anwendung ab dem 2.–3. Tag nach dem Peeling
10.4 Intervallpflege zwischen Kurbehandlungen
Wenn eine AHA-Kur über mehrere Wochen durchgeführt wird (z. B. 4–6 Sitzungen), sollte die Heimpflege exakt abgestimmt werden, um die Zellproliferation zu unterstützen und Irritationen zu minimieren.
Beispielregime (Zwischenphase):
- Morgens: mildes Reinigungsgel + Antioxidantienserum + LSF 50+
- Abends: Reinigungsmilch + barrierestärkende Nachtpflege + optional 1–2x/Woche AHA-Nachtserum (5–8 %)
- Ergänzend: Feuchtigkeitsmaske 1× pro Woche, kein mechanisches Peeling
Ziel: Haut stabilisieren, Zellkommunikation fördern, Hyperreaktionen vermeiden
Zusammenfassung:
Die Zeit nach dem AHA-Peeling ist keine passive Regenerationsphase, sondern eine aktive therapeutische Phase, in der durch gezielte Pflege viel beeinflusst werden kann. Wer seine Kund:innen durch fundierte Beratung, passende Produktvorschläge und schriftliche Pflegepläne unterstützt, sorgt nicht nur für bessere Ergebnisse – sondern auch für Vertrauen, Wiederbuchung und Produkterfolg.
11 | FAQ – Häufig gestellte Fragen zu AHA-Peelings
Professionelle AHA-Peelings werfen bei Kund:innen immer wieder Fragen auf. Eine gut strukturierte FAQ-Sektion hilft Ihnen nicht nur dabei, häufige Rückfragen effizient zu beantworten, sondern zeigt auch Ihre fachliche Kompetenz und stärkt das Vertrauen in Ihre Behandlungsmethoden. Im Folgenden finden Sie die wichtigsten Fragen – inklusive präziser, praxisnaher Antworten, wie Sie sie auch in Beratungsgesprächen geben können.
Was ist der Unterschied zwischen AHA-, BHA- und PHA-Peelings?
- AHA (Alpha-Hydroxy-Säuren): wasserlöslich, wirken hauptsächlich auf der Hautoberfläche, ideal für trockene, reife oder pigmentierte Haut (z. B. Glykolsäure, Milchsäure).
- BHA (Beta-Hydroxy-Säuren): fettlöslich, dringen in die Poren ein, besonders bei öliger, zu Akne neigender Haut geeignet (z. B. Salicylsäure).
- PHA (Polyhydroxy-Säuren): sanftere Variante mit antioxidativer Wirkung, für sehr empfindliche oder reaktive Haut (z. B. Gluconolacton).
Welche AHA-Peeling ist für empfindliche Haut geeignet?
Für sensible Haut empfehlen wir den Einstieg mit Milchsäure. Diese wirkt sanft exfolierend und hydratisierend, ohne die Hautbarriere unnötig zu belasten.
Kann ich ein AHA-Peeling mit Retinol kombinieren?
Nicht am selben Tag! Retinoide und AHA haben beide einen intensiven Effekt auf die Zellregeneration. Kombinieren Sie sie im Abstand von mindestens 48 Stunden, um Irritationen zu vermeiden. In einer Kur kann z. B. abends AHA, an anderen Tagen Retinol verwendet werden.
Wie oft sollte ein AHA-Peeling wiederholt werden?
Das hängt vom Hautbild und der Zielsetzung ab:
- Einsteiger: 1× alle 2 Wochen
- Kurbehandlung: 4–6 Sitzungen im Wochenabstand
- Erhaltung: alle 4–6 Wochen eine Auffrischungsbehandlung
Ist ein AHA-Peeling im Sommer möglich?
Grundsätzlich ja, aber nur unter konsequentem Lichtschutz (SPF 50+). Tiefere Peelings sollten in den sonnenärmeren Monaten stattfinden. Leichte Milchsäure-Peelings sind bei richtiger Nachsorge auch im Sommer gut verträglich.
Ab welchem Alter ist ein AHA-Peeling sinnvoll?
Ein professionelles AHA-Peeling ist ab dem jungen Erwachsenenalter (ca. 18 Jahre) sinnvoll – z. B. zur Aknebehandlung oder Texturverbesserung. Zur Anti-Aging-Prävention kann bereits ab ca. 25–30 Jahren behandelt werden.
Was ist bei dunkleren Hauttypen (Fitzpatrick IV–VI) zu beachten?
Dunkle Hauttypen reagieren empfindlicher auf Irritationen und sind anfälliger für Hyperpigmentierungen (PIH). Wichtig ist:
- Niedrigere Konzentrationen verwenden
- Kein Frosting oder Überpeeling
- Post-Peel unbedingt mit Vitamin C, Tranexamsäure und SPF 50+ arbeiten
Muss jedes AHA-Peeling neutralisiert werden?
Nein. Nicht gepufferte AHA-Peelings mit niedrigem pH-Wert (z. B. <3,5) müssen neutralisiert werden – entweder mit Wasser oder einem spezifischen Neutralisator. Gepufferte, leave-on-Peelings benötigen keine Neutralisation.
Können sich Narben durch ein AHA-Peeling verschlimmern?
Nein – bei sachgemäßer Anwendung nicht. Im Gegenteil: Atrophe Aknenarben (z. B. Boxcar, Rolling Scars) können durch regelmäßige AHA-Anwendungen sichtbar verbessert werden. Wichtig ist die Auswahl der richtigen Säure, Konzentration und Kombination (z. B. mit Microneedling).
12 | Fazit – AHA-Peelings als Schlüsseltechnologie im modernen Hautmanagement
Alpha-Hydroxy-Säuren sind weit mehr als nur ein oberflächliches Peelingmittel – sie sind ein elementarer Bestandteil professioneller Hautbehandlungen, der auf fundierter Biochemie, langjähriger klinischer Erfahrung und regulatorischer Sicherheit basiert. In der heutigen Zeit, in der Kund:innen zunehmend gezielte, effektive und schonende Lösungen erwarten, stellen AHA-Peelings ein hochrelevantes Tool für Institute, Praxen und Heilpraktiker:innen dar.
Warum AHA-Peelings heute unverzichtbar sind:
- Breites Indikationsspektrum: Von Akne über Photoaging bis hin zu Hyperpigmentierung und atrophischen Narben
- Individualisierbarkeit: Anpassbar in Konzentration, Säuretyp, Protokoll und Kombination
- Evidenzbasiert & sicher: Wissenschaftlich dokumentiert, regulatorisch kontrolliert, bei fachgerechter Anwendung sehr gut verträglich
- Vielfältige Synergieoptionen: Microneedling, LED, IPL, Retinoide – für abgestimmte, multimodale Hautstrategien
- Nachhaltiger Kundenerfolg: Sichtbare Ergebnisse + kontrollierte Heimpflege = langfristige Hautgesundheit und Kundenbindung
Professionelle AHA-Peelings sind mehr als ein kosmetischer „Glow-Up“ – sie bieten tiefgreifende Wirkung bei geringem Risiko. Wer sie versteht, verantwortungsvoll anwendet und sinnvoll kombiniert, profiliert sich als kompetente:r Expert:in für funktionelle Hautregeneration.
Sie gehören deshalb in jede anspruchsvolle Hautpraxis – sei es kosmetisch, naturheilkundlich oder dermatologisch orientiert.
Weitere Informationen zu AHA Peelings finden Sie unter:
AHA-Peelings von Utsukusy Cosmetics finden Sie auf www.cosimax.shop